Er ist und bleibt nicht nur Berlins größtes Wassersportrevier, sondern auch ein atemberaubendes Highlight: Der Wannsee! Der, mit korrektem Namen, Große Wannsee, ist eine Ausbuchtung der Havel und Teil der Kladower Seestrecke. Diese beginnt beim Pichelsdorfer Gmünd in Spandau und reicht bis nach Postdam-Sacrow, wo die beeindruckende Heilandskirche des Architekten Ludwig Persius direkt am Wasser thront. Was macht Wannsee so besonders? Vieles! Wannsee ist Kulturlandschaft, Villenkolonie und hat mehrfach Weltgeschichte geschrieben. Der Wannsee hat malerische Ufer, ein weltberühmtes Strandbad und als Gewässer eine so großzügige Ausdehnung, dass man sich „weit draußen“ wähnt.
Alle Wassersportarten werden hier betrieben, aber vor allem ist der Wannsee eines der größten Binnen-Segelreviere Deutschlands. Dass Berlin eine Segelstadt ist, zeigt sich hier an den unzähligen Masten in den vielen Vereinshäfen entlang der breiten Havel im Südwesten der Stadt. Auf einer Länge von 20 km ergeben sich perfekte Segelbedingungen ohne störende Brücken oder Schleusen, also ohne den Mast legen zu müssen. Von Berlin aus ist das Revier sogar auf dem Wasserweg in nur wenigen Stunden zu erreichen.
Schon die Preußenkönige schätzten die verzweigten Flussläufe und Seen der Unteren Havel und erschufen rund um Potsdam eine einzigartige Schlösser- und Parkwelt. Als Berlin für kurze Zeit zur wichtigsten europäischen Metropole aufstieg, ließen sich Industrielle nieder und gründeten neue Ortschaften. Ihnen folgten Wissenschaftler, Künstler und Filmstars. Ob Goldene Zwanzigerjahre, Nazi-Zeit oder Kalter Krieg: immer wieder wurde hier Geschichte geschrieben, und zwar direkt am Wasser. Der Große Wannsee beginnt südöstlich von Schwanenwerder. Dieser Teilarm der Havel wird auch die „Badewanne Berlins“ genannt und ging 1951 durch die siebenjährige Connie Froboess und ihren Hit „Pack die Badehose ein“ in die Schlager-Geschichte ein. Schon vor 1900 zog es trotz Badeverbots Hunderttausende an das flach abfallende, sandige Ostufer, so dass 1907 ein zweihundert Meter langer Uferstreifen als öffentliche Badestelle freigegeben wurde – das Strandbad Wannsee war geboren! Seinen Tiefpunkt erlebte das Strandbad 1935, als das Baden für Juden verboten wurde.
Wo sich die Havel im Großen Wannsee in einer Rundung nahezu schließt, um dann als ganz schmaler Kleiner Wannsee weiter zu fließen, liegt die Villa des Malers Max Liebermann. Nach seinem Tod zwangen die Nazis seine Frau zum Verkauf, erst 2006 konnte sie nach langen Restaurierungsmaßnahmen als Liebermann-Museum öffnen.
Viele Wassersport-Vereinsgrundstücke säumen den Wannsee. Leider stellen sie keine Gastliegeplätze zur Verfügung und so ist es streckenweise schwierig, mit dem Boot anzulegen. So kann man z.B. das pompöse Vereinshaus vom VSaW (Verein Seglerhaus am Wannsee), 1910 eingeweiht und noch den Wind der Kaiserzeit atmend, nur vom Wasser aus bestaunen. Glücklicherweise ist jedoch eine Infrastruktur von Marinas am Wannsee vorhanden, welche über ausreichend Platz verfügen und als Teilnehmer der Gelben Welle sehr gastfreundlich sind.
Albert Einstein segelte hier Ende der 20er Jahre. Eine der elegantesten Segelregatten, die es heute gibt, bringt dieses Zeitkolorit wieder aufs Wasser: Bei der Havel Klassik segeln ausschließlich klassische Segelschiffe, von der Jolle über den Jollenkreuzer bis zur Kielyacht. Organisiert sind die Klassiker im „Freundeskreis Klassischer Yachten“, der einmal jährlich auf der Unteren Havel die Langstrecken-Regatta ausrichtet. Gastgeber ist der Akademische Segler-Verein an der Scharfen Lanke. Man kann die Havel Klassik perfekt auch von Land aus verfolgen. Um die hundert Boote nehmen teil und es ist eine wahre Augenweide, wenn sie vor der Preußen-Kulisse zwischen Pfaueninsel, Sacrower Kirche und Schloss Glienicke kreuzen. Das Startfeld liegt vor der Marina Lanke. Wer eine gute Perspektive von Land aus sucht, findet sie direkt an der Sacrower Kirche: Linkerhand kann man spannende Manöver in der Verengung der Havel beobachten. Geradeaus liegt die Wendemarke neben der Glienicker Brücke, und zwar vor der Matrosenstation Kongsnaes, wo einst der segelbesessene Kaiser seine Yachten parkte.
Übrigens: Noch ein Wassersport-Highlight ist historisch mit dem Wannsee verbunden. Die erste Bootsmesse Deutschlands fand hier statt, am 14. Juli anno 1902!