Vor dem Schleusen

Planen Sie Ihren Törn nach den Schleusen-Öffnungszeiten (man sollte spätestens 30 Minuten vor Ende der Öffnungszeiten vor dem Schleusentor liegen, um noch geschleust zu werden). Fast alle Schleusen haben separate Wartestellen für Sportboote, die links oder rechts von der Schleuse sein können und in der Regel durch ein Schild „Sportbootwartestelle“ gekennzeichnet sind. Machen Sie grundsätzlich an den Wartestellen fest, denn sie dienen zur sicherheitsbedingten Trennung des Verkehrs bei der Ein- und Ausfahrt. Jede Sportbootwartestelle ist mit einer eigenen Ampelanlage versehen, die unabhängig von der Signalanlage der Schleuse gesteuert wird und für Sie immer ausschlaggebend ist: Nie über Rot an der Sportbootwartestelle fahren, auch wenn die Signalanlage der Schleuse auf Grün steht – es könnten noch Berufsschiffe nach Ihnen kommen, die beim Schleusen Vorrang haben. 

Fahren Sie grundsätzlich bis ganz nach vorn an die Wartestelle und melden sich an der Gegensprechanlage an (wer Funkgerät an Bord hat, kann das über die Schleusenfrequenz tun). Bitte kalkulieren Sie etwas Wartezeit ein. In den Revieren um Berlin wird die Berufsschifffahrt oft vorrangig geschleust. In den stark frequentierten Schleusen in Mecklenburg-Vorpommern brauchen Sie sich jedoch gar nicht anmelden, dort wird in der Regel je nach Andrang in einem fort geschleust. Sobald Sie Grün bekommen, fahren Sie in die Schleuse ein mit aufgeklarten Leinen, die griffbereit an den Klampen an Bord bereitliegen. Es empfielt sich, die Fender mit zwei Fenderleinen quer zu hängen, z.B. nahe der Mittelklampe. So versinken und reißen sie in den Sicken (Vertiefungen) der Spundwand nicht ab. 

Vor dem Schleusen die Fender vorbereiten: 3 Stück pro Seite und einen lose in der Hand behalten. Die Fender nicht dauerhaft festzurren, sondern sie mit leicht lösbaren Knoten befestigen, so dass man sie auch umsetzen kann. Immer bis ganz nach vorne fahren, bei breiteren Schleusen links und rechts festmachen, um die Schleuse optimal zu füllen. Grundsätzlich 4 Leinen sauber aufgerollt vorhalten und diese jeweils an Back- und Steuerbord anbringen. Eine Leine sollte immer mindestens 1,5-mal so lang wie das Boot sein und ein Auge haben. Das Auge wird an Bord auf der Klampe belegt. Legen Sie die Leinen auf Slip, damit Sie umgreifen können. Niemals neben einem Güterschiff festmachen. Beim Ausfahren erst dann die Leinen lösen, wenn sich der Propellerstrahl des Güterschiffes aufgelöst hat. 

In der Schleuse

Fahren Sie grundsätzlich niemals neben einem großen Frachtschiff ein oder machen neben einem solchen fest, außer Sie werden vom Schleusenpersonal oder dem Schiffsführer dazu explizit aufgefordert. Güterschiffe können während des Schleusenvorgangs um einige Meter seitlich versetzt werden und Ihr Boot zerdrücken.

Fahren Sie bis ganz nach vorne in die Schleuse ein, denn die Sportboote hinter Ihnen wollen auch noch festmachen. Versuchen Sie möglichst optimal die Schleuse zu füllen: Breite Sportboote sollen nicht auf ihren Schleusenrang beharren, wenn sie sehen, dass ein schmales Boot noch vor ihnen neben ein anderes schmales passen würde. Suchen Sie nach einer intelligenten und praktikablen Lösung und verständigen Sie sich durch Handzeichen und Zurufen. Kanus sollten prinzipiell nach den Motor- oder Segelbooten einfahren, da sie in der Schleuse immer noch einen Platz finden. 

Suchen Sie sich einen Poller, eine Stange oder eine andere Festmachmöglichkeit aus und sagen Sie Ihrer Besatzung klar an, wo die Leinen befestigt werden sollen. Legen Sie die Leinen auf Slip, damit Sie umgreifen können und achten Sie auf Ihre Leinenlänge und die Schleusen-Hubhöhe. Gibt es an einer Schleuse nur Poller an der Oberkante, so sollte die Länge der Leinen das Doppelte der Hubhöhe plus zwei Meter betragen. Machen Sie grundsätzlich mit einer Leine hinten und einer vorne fest – der Bootshaken ist zwar manchmal bequemer, kann aber leicht abrutschen. Stellen Sie nun Ihre Maschine ab. Bringen Sie für Kanus Fender und Leinen an Ihrem Boot zum Festhalten aus. Sobald die Schleusentore geschlossen sind und alle Boote festgemacht haben, beginnt der Schleusenvorgang. Fieren Sie die Leine nach bzw. holen Sie sie auf, je nach Schleusung zu Tal oder zu Berg.

Achtung: Vorzeitiges Ein- bzw. Ausfahren bei Rot stoppt den Automatikbetrieb und führt zu erheblichen Verzögerungen. Bei Gefahr kann die Schleuse durch den roten Not Halt Schalter angehalten werden. 

Beim Ausfahren

Fahren Sie erst los, wenn die Signalanlage auf Grün geschaltet hat und denken Sie daran, dass es zwar physikalisch möglich, aber nicht praktikabel ist, wenn alle Boote gleichzeitig losfahren. Machen Sie erst die Leinen los, nachdem das Boot vor Ihnen losgefahren ist und Sie aus seinem Propellerstrahl heraus sind, denn dieser kann Ihr Boot zur Seite versetzen (das gilt besonders bei Berufsschiffen). Überholen Sie Kanus erst nach Ausfahrt aus der Schleuse und wenn das Fahrwasser breit genug ist. Holen Sie jetzt die Fender ein und schießen die Leinen auf, damit sie für den nächsten Schleusenvorgang klar sind. 

Mit etwas Voraussicht, Rücksicht und Gelassenheit ist Schleusen kein Problem. Bedenken Sie auch, dass Schleusen mit großem Hub große Strömungen haben, die von vorne oder hinten aufkommen. Haben Sie nur eine Leine festgemacht, kann Ihr Boot verdriften. Fieren Sie die Leine niemals aus der Hand, sondern immer über eine Klampe und belegen Sie während des Schleusenvorgangs niemals eine Klampe an Bord, schon gar nicht mit einem halben Schlag. Die Leine kann sich verkneifen und damit Ihr Boot aufhängen.